Bis vor wenigen Jahren war das Tumult-Gesöff hierzulande noch auf zwei ganz besondere Vertreter beschränkt: Der grandios abartig zu trinkende „Inländer-Rum“, der dementsprechend selten den Weg ins Glas, sondern vielmehr den Weg in die Kuchen dieser Alpen gefunden hat, und der nicht wirklich merkbar feinere zu süffelnde Bacardi – dementsprechend meist mit Coca Cola oder Orangensaft gestreckt. Rum hatte nicht wirklich den leichtesten Stand in heimischen Bars, ein Umstand der sich mittlerweile aber so etwas von Hallo geändert hat.

Rum ist der neue Whiskey, der Ron Zacapa ist der neue Lagavulin… Eigentlich das Ende der neuen Rum-Geschichte – wäre im Universum der bernsteinfarbenen Tropfen aus den wärmeren Gefilden unserer Welt nicht eine galaktische Vielfalt an Geschmäckern, an Duftnoten, an Gefühlen und Geschichten vorhanden. Rum ist eben nicht der neue Whiskey. Rum ist Rum. Und der allerseits beliebte – und zu Recht hoch geschätzte Ron Zacapa – ist eben nur ein Vertreter dieser so grandiosen Spirituosen.

Rum

Mein persönlicher Favorit ist und bleibt Dank der unvergesslichen Empfehlung von Mademoiselle Neli der Großvater Ron Abuelo aus Panama. Karamellig wie ein frisches Manner-Stollwerk, so ausgewogen im Alkohol, dass sowohl Sanftheit als auch Punch an den Tag gelegt werden und somit der perfekte Begleiter um die grauen Zellen genussvoll an die Schönheit Mittelamerikas abschweifen zu lassen.

Aber rund um den Großvater, der die Wilderin seit Anbeginn begleitet, eröffnet sich mehr und mehr die gesamte Galaxis der Geschmackszuckerl der diversen Rum-Sorten. Von der rauchigen Note des Ron Santiago aus Kuba über den Italo-Style-Espressogeschmack des Ron Millonario aus Peru bis hin zu den fein-alkoholischen Zuckerrohrgeschmäckern des Santa Teresa aus Venezuela (u been?) gibt es mehr als nur einen verführerischen Ausflug in die süße Welt der Rums (klingt komisch, stimmt aber…). Und natürlich nicht zu vergessen die zweite Seite der Medaille – der nicht melasse-stämmige Rum aus den französischen Übersee-Départements wie der Habitation Saint Etienne, der nicht nur durch seine andere Machart, sondern auch durch seine grandiose Alkoholqualität begeistert, entzückt, verführt.

Wobei, obacht! Rum ist kein schnelles, kurzes Vergnügen (was der ein oder andere wohl schon am eigenen Leib erfahren durfte), Rum ist Ruhe und Genuss. Hier wird nicht ein Shot nach dem anderen geleert, hier wird ähnlich der gemütlichen Hingabe an eine Zigarre genossen. Lang genossen. Vielfältig genossen. Unvergleichlich genossen.

“There’s naught, no doubt, so much the spirit calms as rum and religion”, Lord Byron. PS @ jfs: I prefer rum…