Ein Besuch beim Hof der Familie Glatzl in Haiming ist mit Vorsicht zu genießen. Zu altehrwürdig ist das Bauernhaus, zu tief die Türrahmen, zu groß der Schmerz am Kopf beim wieder einmal unvorsichtigem Eintritt ins Hause der Oberländer Biopioniere. Schon in den frühen 80er Jahren hat sich die Familie Glatzl der Biolandwirtschaft verschrieben – und es ist sich nicht allzu schwer vorzustellen, wie mutig es für einen so traditionsreichen Hof war, in dieser Zeit, in dieser Umgebung auf Bio umzustellen.

glatzl

Aber die Familie Glatzl ist sich von Anbeginn treu geblieben – zum Glück und vor allem mit Erfolg. Heute ist nicht nur der Hof im Ortszentrum ein Aushängeschild für moderne, weil nachhaltig biologische Landwirtschaft – am Ortseingang begrüßt der neu errichtete Hofladen und zeigt, dass auch hierzulande Direktvermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und eigenen Produkten zum Erfolg führt.

Der Wilderin hingegen sind die Glatzls aus einem anderen Grund ans Herz gewachsen. In der Anfangszeit der Wilderin hat sich mehr und mehr noch die letzte Lücke im regionalen, saisonalen und nachhaltigem Lieferantennetzwerk geschlossen – bis auf die großen Brocken Mehl, Getreide und Reis. Während letzteres mittlerweile – so weit wie wir bis dato in Erfahrung gebracht haben aus Mangel an Tiroler Alternativen – von Demeterbauern in Niederösterreich bezogen wird, gab der liebe Hansjörg Haag – seines Zeichens Produzent der, unserer Tiroler Edlen – den entscheidenden Hinweis: „Ich hab mal was gehört von Bauern, die irgendwo in Richtung Ötz noch eine wasserbetriebene Mühle nutzen…“ Eine kleine Odysse, mehrere interessante Telefonate später war die Familie Glatzl gefunden – und ist seitdem fix gebucht.

Ja, sie bauen ihr Getreide im biologischen Anbau rund um Haiming an. Ja, sie schroten ihr Getreide in einer restaurierten Mühle. Ja, diese ist wasserbetrieben. Ja, sie wissen, was sie für ihre Produkte verlangen müssen. Ja, dieser Preis wird gerne bezahlt. Denn seien wir uns ehrlich. Wenn ein Kilo Industriemehl einen Euro kostet, ein Kilo des Glatzl Mehls etwas mehr als das doppelte – wer außer einer Großbäckerei, Brauerei oder sonstigen Großabnehmern muss da groß rechnen? Oder wie kommentiert‘s der Internetbauer Hons Petutschnig so treffend: Für 250 ml Zuckerenergiesaftl zahlen die Leut drei Euro, für einen Liter Milch wollens nix zahlen…