Mon Dieu – was seit Wochen, Monaten, schon fast seit Jahren in Film, Funk und Fernsehen, im Print und den ganzen sozialen und sonstigen Medien nicht alles gejammert wird.
 
Wie schlimm denn die Personalsuche in der Gastronomie sei.
Wie altgebacken die Arbeitsbedingungen dort sind.
Wie schlecht der Lohn, wie frivol die Gäste.
Wie schlechter noch das Ansehen der Arbeit.
Wie sinnlos dieser Zeitvertreib denn sei. Ob für den monetären Ertrag oder den prestigeträchtigen Lebenslauf.
 
Meine F, meine R und natürlich gibt’s meine Esse da noch drauf. Auf jeden Fall kann man sich alles schlecht reden. Auf jeden Fall – und das gehört hier genau so betont wie in jeder anderen Branche auch – gibt es Scherenschleifer und Sacklpicker, die mit ihrem schindluderhaften Verhalten Mitarbeitern und Kunden, Lieferanten und allen Anderen gegenüber ganze Horrorfilmtrilogien samt Gerichtsdramen füllen könnten.
 
Aber bei aller Liebe: Nur weil ein paar Downhill-Rabauken ihre grauen Zellen bei jedem Bike-Trip zuhause – und somit immer die brachiale Sau gegenüber dem fliegenden Spaghettimonster und der Welt raus – lassen heißt es nicht, dass alle Zweiradfreunde und -Fetischisten Vollpfosten sind.
 
Also muss hier mal ein kleines Plädoyer für die Steilheit der Gastro her.
 
Du bist nur eine Bedienung.
Der größte Schmafu überhaupt. Wer nicht glaubt, dass wir alle mit vollstem Elan als begeisterte Gastgeber am Weg und somit keinesfalls buckelnde Bedienungen sind, der glaubt wohl auch noch das Volksvertreter das Volk vertreten oder Zitronenfalter Zitronen falten. Wir in der Gastronomie sind quer durch die Bank – ob elegant zurückhaltend oder jovial begeisternd einfach überzeugte Gastgeber und wollen und werden unseren Gästen Mal für Mal eine wundervolle Zeit bei uns bereiten. Nicht weniger, aber viel, viel mehr.
 
Die Gastro ist ein Knochenjob.
Ja, in der Küche ist es heiß. Ja, im Service ist es mal durchaus so richtig schön stressig. Aber auch mal dran gedacht, dass in einer Kindergartengruppe eine Horde von trotzphasigen Mini’s zu beherrschen ist, eine 24 Stunden Pflege wirklich 24 Stunden am Stück ohne Mätzchen für die Pflege verantwortlich ist, die unendlichen Excel-Kolonnen auch gerne als Fliessband durchgehen, das Flämmen eines Flachdaches im Hochsommer alles, wirklich alles bruzzelt und fragt Euch mal, wie es einer Landwirtin geht, die seit Jahren und noch mehr ihre Viecher mit viel Hingabe, Zeit und viel Mehr hegt und pflegt und sich um jeden einzelnen Kunden kümmert – die Großketten weiterhin mit Schweinefleisch um 2,19 Euronen das Kilo auf Kundenfang gehen.
 
Jeder Job kann ein Knochenjob sein.
 
Andererseits gibt es nur wahnsinnig wenige Jobs, die einem ein solch zeitnahestes Feedback zu seinem eigenen Schaffen gibt wie die Gastro:
 
* Hier lässt der steife Schlipsträger nach dem ersten herzhaften Schluck von seinem von Dir frisch gezapften Seidl seine Zugeknöpftheit mal dezent fallen um möglichst gemütlich einen gemütlichen Feierabendschluck zu genießen.
* Dort verschlingt das süße Pärchen ihr – von Dir elegant auf den Tisch geslidetes – süßes Dessert nicht nur genüsslich gemeinsam, sondern zeitgleich sich gegenseitig mit verführerischen Blicken. Viel Spaß heut noch.
* Hier wird der klassische Klassiker der klassischen Küche nicht nur von der Küche auf den Teller, sondern von Dir auch an den Tisch zelebriert und von der 70-Plus-X Dame mit einem „Chapeau“ gewürdigt. Besser geht’s nicht.
* Dort können Kinderfinger sich nicht im Zaum halten und müssen nochmals durch die Nussbutter vom leeren Tris-Teller gezogen und na no, na ned abgeschleckt werden. Dafür darfst Du dann den Tisch doppelt abwischen – es ist es wert.
* Hier gibt es so viel Rückmeldung zum eigenen Schaffen.
* Und dort noch viel, viel mehr.
 
Und wir in der Gastro werkelnden dürfen das Stunde für Stunde, Tag für Tag nicht nur miterleben sondern als Kern unseres Schaffens entgegennehmen.
 
Die Gastro zahlt schlecht.
Die absoluten Sacklpicker ausgenommen hat es sich doch mittlerweile schon bis zu den dezenten Scherenschleifern rumgesprochen, dass Du auch in der Gastro nur gutes Personal bekommst und behältst, wenn Du gut und fair bezahlst. Und das gratis W-Lan ist auch nicht mehr der Über-Goodie den Du bekommst – von der Qualität des Mitarbeiteressens über die Quantität der zu verschlürfenden Getränke hat sich quer durch die Branche schon immens viel getan – Aus- und Weiterbildung sind schon fast usus, flexible Arbeitszeiten ebenso, Vier-Tage-Woche immer mehr. Und ja – hier kommt mehr und mehr die wirkliche Kreativität ins Spiel – da kommt an allen Ecken und Enden noch etwas dazu. Und ja, das darf man bitte getrost beim Einstellungsgespräch auch ansprechen und -denken, einfordern.
 
In der Gastro bist Du austauschbar.
Hehe. Schön wäre es. Aber als Mike vom Moustache, als Emma von der Emma, als Francis vom Stiftskeller oder als die Klara vom Leo’s kannst Du eigentlich fast nimmer einfach nur auf ein Bier in’s Dom, die la Pausa oder zum Wirten ums Eck gehen. Du bist dann einfach der Mike vom Moustache, die Emma von der Emma, der Francis vom Stift und die Kino-Klara. Man kennt sich. Man tauscht sich aus. Man verkostet, auch ein Gläschen. Man blödeld. Man stänkert. Es ist so schön…
 
In der Gastro arbeitest Du, wenn alle anderen frei haben.
Yep. Du arbeitest, wenn die anderen frei haben. Ergo hast Du frei, wenn die anderen Arbeiten. Hello leere Skipisten und Powderhänge. Hello die ausgedehnten Spieldates mit den aufgeweckten Kleinen, die erst dann so langsam ins Bett gehen, wenn Du die Schürze anziehst. Hello immer frei verfügbare Tageskarten in den Fischerrevieren des Landes – denn während Du fischen gehen kannst, müssen all die anderen Fischer arbeiten.
 
In der Gastro arbeitest Du, wenn Deine Freunde feiern.
Yep. Du arbeitest, wenn die anderen feiern. Oder besser gesagt, Du arbeitest mit ihnen. Bist ihr Gastgeber, ihr Host, ihr Betreuer und kannst sowohl die Wünsche schon im Augenaufschlag erkennen oder auch mal die Bremse bei der Ausuferung der Fete einlegen. Ganz mittendrin bist Du Anfangs zwar nicht, aber während die ersten schon von der Feier wegbrechen hast Du Dir schon eine schöne Maut verdient, die Du dann mit der durchhaltigen Meute nutzen kannst. Ergo gehst Du mit einem Plus nach Hause. Und auch Dein Kater am Folgetag miaut deutlich dezenter.
 
Und frage nicht, wie viele neue Persönlichkeiten – wirklich steile Persönlichkeiten Du in Deinem Team, an Deiner Bar, in Deinem Restaurant oder Deiner Küche erst noch kennen lernen wirst. Freunde für eine Nacht. Freunde für die Zeit. Freunde für’s Leben. Wie so manch einer seine Göttergattin, die ihn nicht nur nicht heimgehen hat lassen, sondern xfach grandiose Jahre und zwei zuckersüße Terroristen geschenkt hat. Kuss dafür.
 
In der Gastro musst Du nichts können.
Können musst Du nichts, aber lernen kannst Du fast alles. Alter Spruch: Teller tragen kann man lernen, mit Schmäh wird man geboren. Ist bei dieser Geburtsmitgabe noch ein bissl Freude und Hingabe am Gastgeben, am Bezirzen und Bewirten mit dabei lernt man zwar nie aus – aber so verdammt schnell, dass einem das schnöde Handwerk nach ein paar Tagen wie aus dem EffEff rausgeschossen kommt und man mit dieser handwerklichen Kunst die hohe Gabe und Gnade des Gastgebens ausleben, genießen und zelebrieren kann. Und vor allem darf.
Genug der Worte. Jetzt folgen Eure Taten.
 
Bewerbt Euch.
Bewerbt Euch bei der Arzler Alm IBK.
Bewerbt Euch beim Brennpunkt coffee competence.
Bewerbt Euch beim Hard Rock Cafe Innsbruck.
Bewerbt Euch im Interalpen-Hotel Tyrol
Bewerbt Euch bei der Elfriede.
Bewerbt Euch beim Wirten ums Eck.
Bewerbt Euch in der Mensa Innsbruck auf der Klinik.
Bewerbt Euch in Eurem Stammbeisl.
Bewerbt Euch im Saggen.
Bewerbt Euch in Hötting.
Bewerbt Euch in Fiss, Serfaus oder auch Ladis.
Bewerbt Euch in Ottakring, am Lend.
Bewerbt Euch hier.
Bewerbt Euch dort.
Bewerbt Euch halt vielleicht dann doch nicht bei irgendsoeiner steuervermeidenden Multi-Kette.
 
Sucht Euch den Betrieb aus, der zu Euch passt und startet rein in eines der verrücktesten und verzückendsten Arbeitsabenteuer die die Geschichte der Menschheit seit über tausenden von Jahren für Euch zu bieten hat.
Und wenn Ihr Euch für brutal saisonale, brutal regionale, brutal ehrliche alpine Kulinarik mit leidenschaftlichstem Gastgeben begeistert, dann bewerbt Euch bei der Wilderin.
 
info@diewilderin.at