Ich weiß, ich eck jetzt mit Sicherheit bei dem ein oder anderen so richtig schön an. Eben weil hier jetzt ein paar Zeilen dafür aufgewandt werden, eine moralisch ein wenig umstrittene Fleischart auf den Teller zu bringen. Es geht um das Pferd, schlimmer noch das Fohlen und noch dazu vom Haflinger. Reiter, Kinder, Tierfreunde und wohl noch ein paar mehr werden jetzt gleich mal die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und mich und meine Gourmand-Kollegen verteufeln. Wie kann man bitteschön überhaupt Haflingerfohlen essen?

Ziemlich gut. Sowohl moralisch als auch lukkulisch.

Egalité

Zuerst zum moralischen. Ein junges Wildschweindal ist wohl eines schnukkeligsten Geschöpfe im Wald – und ebenso am Teller. Ein Kalb, eine Kuh, ein Ochs – alles richtig charmante Viecher, die aber genau so gut schmecken wie sie aussehen. Und unsere Almschweindal haben sich beim Besuch auf der Stoankasern Alm heftig ins Herz der Mädls der Wilderin gegrunzt – und werden dennoch im Herbst zu allerlei Köstlichkeiten verarbeitet. Warum sollte also das Fohlen nicht auch verschmaust werden? Eben, lieb sind alle Viecher und so lange sie ein schönes Leben und einen schnellen Tod gehabt haben, darf der Fleischesser diese auch getrost verspeisen (nein, ich starte jetzt hier keine Veganer-Vegetarier-Fleischfresser-Diskussion…). Also sorry liebe Pferde – in der Wilderin hab‘t ihr keine Sonderstellung, auch ihr werdet wie Eure Kollegen in vollen Zügen von uns genossen, geschätzt, zelibriert, verspeist.

Vor allem auch deswegen, weil ihr lukkulisch ganz weit oben steht. Eine zarte Fleischtextur die an Kalb erinnert, ein ehrlicher Fleischgeschmack der sich sehr nahe am Rind zeigt – quasi die Quadratur des kulinarischen Kreises. Hinzu kommt, dass die alpinen Pferde, eben meist Haflinger, nicht in großen Massen gezüchtet werden, sondern von den kleinen Höfen als „Nebendarsteller“ ganz in Ruhe ihr eigenes Futter auf der Wiese & Alm suchen dürfen und somit die wichtigste geschmackliche Grundvoraussetzung mit sich bringen: Ein naturnahes Leben, ein schönes Leben garantieren grandiosen Geschmack am Teller.

Zum Schluss gach noch was grundsätzliches, was ich mir von der anderen Seite des Globus abgeschaut habe: Man kann alles essen, dessen Wirbelsäule nach oben schaut – oder noch besser „Gegessen wird alles, was vier Beine hat und kein Tisch ist; was fliegt und kein Flugzeug ist oder schwimmt und kein U-Boot ist.“ Man muss nur wissen, was es ist und vor allem wo es herkommt. Ich weiß es bei unserem Haflingerfohlen aus Navis – und freu mich schon wahnsinnig auf die Lasagne. Vom Pferd. Vom Haflinger. Vom Fohlen.