Pia. Genesis. Die Entdeckung des Neuen. Die Entdeckung des Alten. Des Alters. Zugegeben nicht unsere Idee, aber eine verdammt gute. Eine zum Nachahmen. Vor Jahren schon geisterten die ersten Nachrichtenfetzen über die Spanier durchs kulinarische Universum. Diese, jene Spanier, die nicht nur auf junges Fleisch und weltweite Modefleischtrends setzen – sondern im Gegenteil, ihre eigenen, ihre alten Kühe in lukkulischen Ehren halten. Sie über Jahre und fast Jahrzehnte hegen und pflegen und Ihnen auch nach ihrem Kuhdasein einen würdigen Abgang bereiten.

Alte Kühe. Können wir in Tirol auch. Wetten?

Natürlich war es wieder mal unser Werner Bangratz, unser Grauviehbauer mit all seinen grenzgenialen Grauviechern in Imst-Gunglgrün, der uns beim Wiedererlernen von altem Wissen, Können und Geschmack hilfreich zur Seite stand.

Ob er denn nicht mal eine alte Kuh schlachten lassen würde? Sicherlich!

Ob wir von der nicht mal ein paar Kilo kosten können? Geht nicht!

Weil? Weil er die zu einem Spottpreis im Ganzen zu einem der großen Fleischhöfe bringen muss! Leider!

Ob wir eine halbe haben möchten? Zu was. Probieren wir doch gleich eine Ganze!

Sicher? Fix – zur Not machen wir halt alles zum Burger.

Pia die Kuh und Pia, unsere Pia.

Zugegeben wir hatten keine Ahnung was uns erwartet. Aber der liebe Werner hatte eine wunderbare zwölfjährige Pia, der liebe Thomas hatte Lust und Laune am langen Reifen der werten Pia und wir hatten aber was für eine Freude beim verschmausen der grandiosen Pia. Eine neue Leidenschaft war, ist geboren. Seitdem die zwölfjährige Pia gut gereift den Weg auf unsere Teller gefunden hatte waren auch noch die liebe Gudrun und die liebe Mali dran. Und auch in Zukunft werden wir von den alten Stücken nicht lassen: Die werte Barbara ist schon fix reserviert und die Lisl ist vorgemerkt.

Warum? Einfach weil alte Kühe wirklicher Fleischgenuss sind. Zum Ersten haben sie dem Bauern über zweistellige Jahre viel Freude und Arbeit, viele Kälber und Milch beschert. Zum Zweiten sind sie über die Jahre artgerecht aufgewachsen, mit ebensolchem Futter und Leben – ergo bieten sie Geschmack, den ein junges Stück nie und nimmer in seinem Fleisch ansammeln kann. Und zum Dritten ist es aber so was von irrwitzig sinnlos, dieses grandiose Stück Tier zum Ramschpreis an die großen Schlachthöfe zu verschenken, damit sich der ein oder andere Fast-Food-Konzern quasi fast zum Nulltarif damit rühmen kann, dass er „Fleisch aus Österreich“ in seine glutamatverseuchten Burger knallt. Nicht mit uns. Fix!

Denn eine alte Kuh eignet sich bei weitem nicht nur für den Burger. Zwar für den auch, aber jeder einzelne Fleisch-Schnitt ist ein Hochgenuss. Vom geschmorten Fleisch über das kurz gebratene bis hin zum simpelsten Carpaccio aller Zeiten – dem rein glatt gestriffenem.

Alte Kühe können wir in Tirol auch. Und wer weiß, vielleicht werden in Zukunft Geschichten über das eigenbrödlerische Bergvolk rund um den Inn erzählt, die nicht jedem fleischigen Modetrend hinterherhecheln, sondern ihre ehrwürdigen, ihre alten Kühe schätzen und wertschätzen. Ihr  langes Leben lang. Und vor allem auch ihren unnachahmlichen Geschmäcker danach.