Her mit der Kreativität
jäger - fischer - sammler
Los geht‘s ab 3 Euronen und 49 Cent pro Kilogramm. Wir sprechen leider mal über den harten Stand von Faschiertem im gastronomischen Universum. Draußen, im Handel liegen die schön in gasgefüllter Kunststoffschale verpackten kleingehäckselten Fleischteile und verleihen somit dem urtypisch, österreichischem Faschiertem einen Billigst-Beigeschmack. Billiger geht‘s eigentlich nimmer.
Doch, wenn das Faschierte gleich von der Lebensmittelindustrie zu „Essen“ verarbeitet und so als Fertigsugo, Laberl, Burgerfleisch oder Lasagne um 1,98 Euro pro Portion unter die Massen gebracht wird. Wobei hier nicht erst seit letzter Zeit ein wenig berechtigte Unsicherheit mitschwingt, wie die Grundzutat einst einmal geklungen hat. War es wirklich ein Muuh und/oder Oink, Oink oder doch eher ein dezentes I-Aaaah, Wiehern oder gar Wuff-Wuff? Keine Ahnung, denn ohne Wissen, was oben in den Faschierer reinkommt, kannst nie und nimmer erahnen, was am Ende als Faschiertes vor Dir liegt. Blöder geht‘s eigentlich nimmer.
All jene, die sich jetzt ein wenig fragen warum meinereiner hier jetzt über das scheinbar Billigste vom Billigstem Zeit und Zeichen aufwendet, den muss ich kurz auf eine kleine historische Reise als jfs mitnehmen. Einst, als das erlegte Wild noch nicht von der Wilderin konfisziert wurde, durfte der Jäger bei der Verwertung des Wildbrets selbst Hand anlegen. Und ja, die ersten Rehe wurden brav in Rückensteaks, Filets, Schnitzel, Jus und eben kleingeschnittene, fein geputzte Fleischteile für das Ragout und Gulasch verarbeitet. Aber schon beim ersten wilden Schweindal war es aus mit der akribischen Verwertung von kleinteiligen Fleischstücken. Weil a) Gulasch und Ragout vom Wild zwar Bombe sind, aber bei einem 45 Kilo Notsch-Notsch sich irgendwann Wiederholungsgefahr am Teller zeigt, b) auch die Zerwirkarbeit Arbeit ist und nach einer Woche in ostdeutschen Wäldern Couchfreuden über Küchenarbeit siegt und c) Faschiertes – gutes wohlgemerkt – mehr, vielmehr ermöglicht. Abwechslungsreicher geht‘s eigentlich immer.
Fleischsugo, Polpetti, Laberl, Burger, Lasagne, Krautrouladen, Cevapcici, Frühlingsrollen – schon alleine der Jäger am Herd konnte vom Gulasch & Ragout ausgehend eine lukullische Vielfalt auf den Teller bringen. Jetzt darf mal kurz geraten werden was passiert, wenn nicht der Pseudo-Hobbykoch den Löffel schwingt, sondern die zumeist charmanten aber auch immer verrückten Vollblut- & Vollprofiköche in der Wilderin am werkeln sind… Jackpot! Da gibt‘s dann auf jeden Fall noch ein bisslerl (sic!) mehr an Ideen, an Rezepten, an Kreativität und somit an neuer Wertschätzung für das Faschierte. Nur so geht‘s wirklich.
Faschiertes ist eben keine billige Verwertung von minderwertigem Fleisch – ein Tier hat kein minderwertiges Fleisch. Selbst gemacht eröffnet Faschiertes vielmehr die Möglichkeit, alle Teile von einem, dem einem wohlbekannten Tier in abwechslungsreicher Art und Weise zu verwerten. Ergo die Vielfalt an nahrhaften Teilen von einem Tier ebenso vielfältig zu genießen. Und genau darum geht‘s.